Sonntag, 8. Juni 2014

Wurst gegen Kunst



Nur mal meine 5 Spaßbremsen Pfenning zu Gesellschafts- und Selbst-Mimimi, ausgelöst durch Bilder von Wurst.

Zuerst wollte ich mich öffentlich darüber echauffieren, dass man nun versucht durch Wurstbilder eine einigermaßen gehaltvolle Aktion - das Teilen von Kunstwerken auf dem eigenen Facebook Profil - zu boykottieren. Im nächsten Moment musste ich mich aber vor den Spiegel stellen und mich fragen,ob ich überhaupt diesen Stein schmeissen darf.

Die Frage ist: was hinterlassen wir? Was wird in den Geschichtsbüchern über unsere Zeit stehen? Werden Historiker alte Facebook Profile durchforsten um sich einen Eindruck von unserer Zeit zu verschaffen? Ja, ein gloreiches Bild wird das geben, voll von Biernominierungen, Party- und Wurstbildern.

Aber zumindest ist es doch realistisch, nicht? So sehr wir uns bemühen diesen Ekel zu überwinden und uns kostbarer zu fühlen, indem wir Gehaltvolles für dir Ewigkeit hinterlassen, es wird unserer Gesellschaft nicht entsprechen. Unsere Gesellschaft möchte keine Ernsthaftigkeit, nichts Gehaltvolles, nichts Intellektuelles, Anregendes. Sie will bespaßt werden, egal auf welchem Weg - und wir wissen dass Gehaltvolles ignoriert, übergangen oder diffamiert wird.

Ich höre die ersten Schreie, warum man auch tiefergehende Gedanken teilen sollte, sie geben ja auch einen viel zu tiefen Einblick in das innere Selbst und wer das öffentlich auf Facebook teilt ist ein aufmerksamkeitsgeile­r Spast ohne Freunde. Bilder auf denen man betrunken ist, mit Freunden feiert, Beiträge darüber was in der Beziehung oder im Freundeskreis los ist, öffentlich ausgetragener Streit... das hingegen sind wohl Dinge die nicht zu intim zum teilen sind?

Sie sind anerkannt. Und wie oft haben wir uns selbst dabei ertappt etwas Gehaltvolles hinunterzuschlucken obwohl es uns tatsächlich innerlich bewegt und in der Brust brennt... um nächste Woche etwas Stupides über das allwöchentliche Besäufnis zu teilen - ganz gleich ob aus Überzeugung, Geltungssucht oder einfach Trollerei.

Ich spreche mich nicht frei davon!! Das möchte ich auch nicht. Ich bin auch der Pöbel, ich möchte auch bespaßt werden und das auch offensichtlich nicht zu knapp. Aber auch als Pöbel sollte die Zeit für etwas Reflexion sein. Nur die wenigsten von uns werden den Stein schmeissen können, ohne dass der Dreck - wenn auch nur im kleinsten Maße - für alle sichtbar an den eigenen Händen kleben bleibt.
Wir sollten uns klar machen ob wir uns darstellen wollen oder etwas, was das gierige Maul der Genusssucht stopft. Wir sollten uns klar machen was wir hinterlassen wollen.

Und das sind sicher keine Bilder von Wurst, die die Idee Kunst zu verbreiten boykottieren sollen.

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